PM: CSU-Verkehrsminister gefährdet Deutschlandticket

Bayerns Verkehrsminister Christian Bärnreiter (CSU) stellt die Finanzierung des Deutschlandtickets in Frage. Anstatt die gemeinsame Finanzierung von Bund und Freistaat wie bislang beizubehalten, fordert er, dass der Bund zukünftig alleine für dessen Kosten aufkommen müsse. Damit ist das Ticket für Bayern in Gefahr. Der Kreisverband Neustadt (Aisch)-Bad Windsheim der Grünen kritisiert diese Aussage und fordert die bayerische Staatsregierung auf, auch zukünftig das Deutschlandticket mitzufinanzieren, um dessen weitere Existenz zu sichern.

Für viele Menschen in unserem Landkreis bedeutet das Deutschlandticket eine große finanzielle Entlastung. Michael Lappler, Ortsvorsitzender aus Bad Windsheim, rechnet die Auswirkungen für Pendelnde vor: „Eine Pendlerin aus Neustadt, die täglich nach Nürnberg zur Arbeit fährt, müsste bei einem Wegfall des Deutschlandtickets monatlich 223,70 € statt 58 € zahlen, das sind 2684,40 € pro Jahr. Noch teurer wäre es, wenn die gleiche Person nach Würzburg pendeln würde. In diesem Fall müsste sie 319,90 € im Monat bzw. 3838,80 € im Jahr dafür aufwenden. In dieser Kalkulation ist die Straßenbahn bzw. der Bus in Würzburg noch nicht im Preis enthalten und die Pendlerin müsste noch eine zusätzliche Fahrkarte erwerben.“ Was viele nicht wissen: Mit dem Deutschlandticket kann man auch das NEA Mobil günstig nutzen. Ab April verbessert sich außerdem das Angebot des NEA Mobils, da die Bedienzonen abgeschafft werden. Das erleichtert die Nutzung für alle Menschen im Landkreis. Und es zeigt, dass man auch auf dem Land vom Deutschlandticket profitieren kann, wenn es entsprechende Angebote gibt.

Für Felix Gerstner steht weniger der finanzielle Aspekt im Vordergrund, denn mit dem vorhandenen ÖPNV-Angebot im Landkreis Neustadt (Aisch)-Bad Windsheim hat er keine Möglichkeit zur Arbeit zu gelangen. Er nutzt das Deutschlandticket vor allem an Wochenenden, um Verwandte in einem anderen Bundesland zu besuchen. „Für mich ist der geniale Aspekt des Deutschlandtickets die Vereinfachung. Wenn ich früher zu einem Ort in einem anderen Verkehrsverbund reiste, musste ich zuerst Nahverkehrstarife studieren, um herauszufinden, ob mein am Fahrkartenautomat gekauftes Ticket auch am Zielort gilt, oder ob ich für den lokalen Bus eine zusätzliche Fahrkarte kaufen muss. Mit dem Deutschlandticket muss ich mir keine solche Gedanken mehr machen, denn ich weiß: Ein Ticket für alle Nahverkehrsmittel.“

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass das Deutschlandticket ein voller Erfolg ist. Felix Gerstner stellt die Ergebnisse einer Studie des Kopernikus-Projekts Ariadne aus dem vergangenen Jahr vor. „Die Forscher konnten zeigen, dass nach Einführung des Deutschlandtickets die Zahl der Zugfahrten über 30 km Länge deutlich um über 30 % zugenommen haben, während die Nutzung des Autos spürbar abgenommen hat. Die Anzahl der Autokilometer sank um 7,6 %, woraus sich eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene ableiten lässt. Die dadurch erreichten Einsparungen der CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs beziffern die Forscher auf 6,7 Millionen Tonnen, was dem jährlichen CO2-Ausstoß von etwa 65 Tausend Durchschnittsdeutschen nach Zahlen des Umweltbundesamtes entspricht. Die Forscher prognostizierten aber auch, dass durch den Preisanstieg von 49 € auf 58 € die positiven Effekte abgemildert werden. Deshalb sollte die Verkehrspolitik von Bund und Freistaat den Preis des Deutschlandtickets deutlich senken.“

Wie das Deutschlandticket zur Verlagerung von Fahrten vom Auto auf die Bahn beiträgt, zeigt die in Neustadt (Aisch) wohnende Benita Esch anhand ihres Arbeitsweges auf. „Mittlerweile arbeite ich Teilzeit, aber davor habe ich jahrelang Vollzeit in Fürth gearbeitet. An drei Tagen in der Woche arbeitete ich im Außendienst, wofür ich das Auto nehmen musste. Die beiden anderen Tage in der Woche arbeitete ich im Büro in Fürth. Für diese Strecke hätte ich die Bahn nehmen können, aber für diese zwei Tage in der Woche ein Monatsticket oder Einzelfahrkarten zu kaufen, wäre am Ende teurer gekommen, als mit dem Auto zu fahren. Also bin ich fünf Tage die Woche mit dem Auto zur Arbeit gefahren. Wenn ich heute ins Büro nach Fürth muss, fahre ich mit meinem Deutschlandticket mit der Bahn. Hätte es das Deutschlandticket schon länger gegeben, hätte ich das in den 12 Jahren zuvor auch schon gemacht.“

„Das Deutschlandticket war ein wichtiger Meilenstein hin zu einer Mobilität, die den Menschen in den Mittelpunkt nimmt. Es ist aber nur ein erster Schritt“, fordert die Kreisvorsitzende Annemarie Bruckert. „Jeder, der in letzter Zeit Bahn gefahren ist, spürt, wie deren Infrastruktur in den letzten Jahrzehnten auch unter vielen CSU-Verkehrsministern kaputtgespart wurde. Unter der Ampel-Bundesregierung wurden 2024 knapp 17 Mrd. € in die Bahn-Infrastruktur investiert, was eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren war. Dieses Investitionsprogramm muss von der zukünftigen Bundesregierung fortgeführt und deutlich ausgebaut werden.“ Michael Lappler ergänzt: „Es ist insbesondere im Hinblick auf die angespannte Haushaltslage schwer nachvollziehbar, weshalb nach wie vor teure Autobahnneubauten mit bekannt negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur geplant werden. Dieses Geld ist in der Sanierung der Bahn deutlich besser aufgehoben.“