Alte Landrassen, wie hier das Sundheimer Huhn, wären eine Alternative, da sie sowohl eine gute Fleisch- wie Eierleistung bringen. Aller-dings kommen sie an moderne Hybridhühner nicht ran. Doch muß wirklich in jedem Fertiggericht Hühnerei enthalten sein, nur weil es billig und schier unbegrenzt zur Verfügung steht?

Wie im falschen Film

Impressionen aus der letzten Kreistagssitzung

Kennen Sie das auch? Man ist irgend­wo und fragt sich, „Bin ich hier im falschen Film?“

So ging es mir zeitweise auf der letzten Kreistagssitzung. Auf dem Programm stand die Verleihung des Landkreis­ehrenabzeichens an verdiente Bürger des Landkreises. Alle im Landkreis vertretenen Parteien, waren zuvor auf­gefordert worden, für die Ehrung Vor­schläge einzureichen. Wir schlugen ei­ne sehr engagierte und verdiente Frau vor, die sich seit vielen Jahren ehren­amtlich und überparteilich für den Land­kreis engagiert. Leider fand unser Vor­schlag keine Unterstützung, hatte man doch vor, „bedeutendere“ Persön­lich­keiten zu ehren. Von den drei Aus­er­wählten war dann leider keine Frau dabei, dafür „rein zufällig“ zwei Mit­glieder der CSU, Christian Schmidt und Hans Herold. Und so erfuhren die Kreisräte und Kreis­rätinnen in der Lau­datio von Landrat Weiß, wann wer von beiden in die CSU bzw. JU eingetreten sei, welche Aufgaben sie dort erfüllt haben, daß sie für ihre Partei in den Bayerischen Landtag bzw. in den Bun­destag eingezogen und im Falle von Schmidt sogar Bundesminister für Land­wirtschaft und Verbraucherschutz geworden sind. Über Schmidt sagte Landrat Weiß, daß er sich stets für seine Heimatgemeinde Obernzenn und den Landkreis verdient gemacht habe. Auch Herold habe sich mit Tatkraft für den Landkreis stark ge­macht. Insgesamt zwei schöne Lobes­reden, die jeden CSU-Parteitag schmüc­ken könnten. Nur wurden sie halt nicht dort, sondern im Kreistag des Land­kreises Neustadt an der Aisch gehalten. Und da fragt man sich dann doch, ob man nicht im falschen Film sei.

Ein Bundespolitiker, noch dazu ein Minister, hat eben gerade nicht nur Verantwortung für seine Heimat­ge­mein­de Obernzenn, sondern für ganz Deutschland. Noch dazu standen in Schmidts Amtszeit dränge Fragen an: Wieviel Pestizide, Fungizide, Herbizide usw. vertragen unsere Böden? Wie läßt sich die Belastung des Grund­wassers mit Nitraten verringern? Was muß gegen das massive Artensterben – nicht nur bei den Insekten, aber eben auch dort – getan werden? Wieviel Großtierein­heiten verträgt das Land? Wie viele Schlachthöfe? Wie billig dürfen Fleisch, Milch, Butter, Käse, Gemüse und Obst noch werden, bis der letzte Landwirt aufgeben muß? Wie geht es mit der betäubungslosen Ka­stra­tion von männlichen Ferkeln wie­ter? Wie mit dem Schreddern bzw. Vergasen männlicher Küken? Wie ist das Höfesterben auf­zuhalten? Welche Vorgaben und Unter­stützungen brau­chen die Bauern, damit sie in Zukunft noch unsere Versorgung sicherstellen können? Was muß gegen den Klima­wandel getan werden? und, und, und. Haben wir in den vier Regierungs­jahren von Herrn Schmidt auch nur auf eine einzige dieser Fragen eine Ant­wort erhalten?

Nein.

Die meisten Probleme hat er aus­gesessen. Leider nicht alle, denn seine getroffenen Entscheidungen sind noch schlechter. Die EU-weite Verlängerung der Zulassung von Glyhosat ist hier nur das bekannteste Beispiel. Ein anderes, weniger bekanntes, ist Schmidts Lösung gegen das Töten männlicher Küken: Geschlechtsbestimmung vor dem Schlüpfen mittels DNA-Erken­nung. Hierbei wird durch ein Gerät mit Lasertechnologie ein kleines Loch in das drei Tage bebrütete Ei gefräst und mittels einer Nah-Infrarot-Raman-Spek­troskopie das Geschlecht des Embryos bestimmt. Entsteht eine Hen­ne, wird das abgeschnittene Schalen­segment wieder angeklebt und das Küken ausgebrütet (kein Witz). Wenn es ein Hahn wird, wird das Ei entsorgt. Bei Millionen Eiern pro Jahr wirklich eine klasse Idee – zumindest für den Hersteller dieser Technologie.

Schmidt und Herold wurden vor allem dafür ausgezeichnet, daß sie ihre -gut bezahlte - Arbeit gemacht haben. Im Gegen­satz zu anderen, die sich ehren­amtlich an ungezählten Abenden, Wo­chen­enden und Feiertagen für das All­gemeinwohl einsetzen, tun sie dies vor allem in ihrer Arbeitszeit. Und im Un­terschied zu Menschen, die sich für ihr ehrenamtliches Engagement noch recht­fertigen müssen, z.B. als Flücht­lingshelfer oder auch im Umwelt­schutz, wurden sie nun auch noch ausge­zeich­net.

Zum Glück wurde mit Rudolf Kolerus doch noch einer geehrt, der sich jahr­zehntelang ehrenamtlich als BN Vor­sitzender in Scheinfeld für den Natur- und Umweltschutz engagiert hat. Nach Schmidt und Herold wurde er als letzter geehrt (erfolgt die Reihenfolge hier nach Einkommen oder wie?).

Rudolf Kolerus und all den anderen, die sich ehrenamtlich für die großen und kleinen Belange unserer Gemeinden und des Landkreises engagieren, gilt unser ganz besonderer Dank! Sie machen unser Gemeinwesen aus und wir hätten uns gefreut, wenn neben Rudolf Kolerus weitere Frauen und Männer ausgezeichnet worden wären, die die Dinge machen, die notwendig sind, einfach, weil sie gemacht werden müssen. Auch ohne Spitzenverdienst.

Ursula Pfäfflin Nefian