Henrike Hahn, bayerische Spitzenkandidatin für Europa
Interview mit Henrike Hahn. Sie ist bayerische Spitzenkandidatin für die EU-Wahlen am 26.05.2019. Seit Oktober 2017 ist sie Mitglied des Landesvorstandes von Bündnis 90/Die Grünen Bayern als Beisitzerin und seit 2012 Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Finanzen. Bis dahin war sie durchgehend seit 2012 Parteirätin und Mitglied des Landesausschusses der Grünen Bayern, dem erweiterten Landesvorstand.
Grüne Post: Liebe Henrike, du bist unsere bayerische Spitzenkandidatin für das Europaparlament. Deshalb wollen wir Dich in der aktuellen Grünen Post des grünen Ortsverbandes Gutenstetten den Wähler*innen vorstellen. Für was möchtest Du Dich im Europaparlament besonders einsetzen?
Henrike Hahn: Ich bin Europäerin mit Leib und Seele. Ich möchte im Europaparlament mit aller Kraft für eine grüne Politik kämpfen, die humanistisch und solidarisch ist, die Mensch und Natur in den Mittelpunkt stellt.
Die Flüchtlingspolitik der EU ist derzeit eine menschliche Katastrophe. Und das, obwohl Humanismus doch die Grundlage der europäischen Gesellschaft ist! Viele politische Fragen können definitiv auf europäischer Ebene besser gelöst werden als auf nationalstaatlicher Ebene. Wir haben mit der EU ein unglaublich kostbares Instrument für Umwelt- und Klimaschutz, für soziale Gerechtigkeit – eben für unsere Grünen Kernanliegen. Die EU kann da ansetzen, wo nationale Regierungen und kommunale Politik nicht kann, nicht will, oder schlichtweg versagt.
Stichwort „Saubere Luft“: Es ist die EU, die der Landeshauptstadt München und dem Freistaat Bayern die Grenzwerte für Stickstoffdioxide ausbuchstabiert hat. Stichwort „Sauberer Boden“: Der Europäische Gerichtshof musste die deutsche Bundesregierung sogar verurteilen, weil sie zulässt, dass zu viel giftiges Nitrat bei uns im Grundwasser landet! Stichwort „Soziale Gerechtigkeit“: Es ist die EU, die sich traut – anders als Nationalstaaten – riesige Summen Steuergelder bei Digitalkonzernen wie Apple, Google und Facebook einzufordern, und damit für mehr Steuergerechtigkeit sorgt.
Deshalb müssen wir kontinuierlich weiterarbeiten an einer EU, die ihre politischen Instrumente und Maßnahmen verbessert und sich an klaren Werten orientiert! Wir brauchen eine EU mit Rückbindung an die Zivilgesellschaft – kein Europa der Eliten! Wir müssen gerade den jungen Menschen zuhören, und auch den Menschen, die sich von der Demokratie und der EU im Stich gelassen fühlen.
EU-Errungenschaften wie der Binnenmarkt, die Reisefreiheit und Personenfreizügigkeit sind in diesen Tagen nicht mehr selbstverständlich und müssen von uns verteidigt und eingefordert werden.
Im Europaparlament möchte ich mich für eine grüne Wirtschaftspolitik einsetzen, mit dem Ziel der Versöhnung von Ökologie und Ökonomie unter Einhaltung der Pariser Klimaziele! Wir brauchen dringend einen EU-Haushalt, der klaren ökologischen-sozialen Kriterien entspricht. Und ich will weiter kämpfen gegen Rassismus, gegen Antisemitismus – und für Gleichstellung.
Grüne Post: Was sollten die Wähler über Dich persönlich wissen?
Henrike Hahn: Ich bin Politikwissenschaftlerin und habe viele Jahre Arbeitserfahrung in der Unternehmensberatung für technologieorientierte Unternehmen mit dem Schwerpunkt der Strategieberatung, der Marktforschung und Wettbewerbsanalyse in Paris und München. Im Jahr 2017 war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Bundestages, von 2010 bis 2015 Mitarbeiterin im Bayerischen Landtag. Zudem war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin im Centrum für angewandte Politikforschung Forschungsgruppe Europa/Transatlantische Beziehungen, Gastforscherin im American Institute for Contemporary German Studies, Washington D.C./USA und Mitarbeiterin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik im Fachbereich Europäische Integration.
Seit Oktober 2017 bin ich Mitglied des Landesvorstandes von Bündnis90/Die Grünen Bayern als Beisitzerin und seit 2012 Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Finanzen. Ich bin Mitglied bei Amnesty International, beim Deutschen Alpenverein, beim Bund Naturschutz und Greenpeace. Mit meinen beiden Töchtern lebe ich in München.
Das Interview führte Ulrike Taukert