Grüne kritisieren Gipsabbau bei Berolzheim
Zum einen verursacht der Gipsabbau schwerwiegende Eingriffe in eine einzigartige Landschaft, die sich durch „Renaturierung“ nicht rückgängig machen lassen. Durch die hohe Wasserlöslichkeit von Gips bilden sich durch Verwitterung eine vielseitige Oberfläche und unterirdische Höhlenstrukturen mit den unterschiedlichsten Lebensräumen für Tier- und Pflanzenwelt, die durch das Abbaggern unwiederbringlich zerstört werden.
Zudem sind Gipskarstlandschaften von großer Bedeutung für Wasserkreislauf, Grundwasserbildung und die Wasserversorgung für angrenzende Gebiete. Sie filtern, leiten und speichern das Wasser. Das Versiegen der Aischquelle 2019 zeigt, dass gerade in Trockenregionen der Naturgipsabbau drastische Folgen haben kann. Schon während des Genehmigungsprozesses hatte der BUND Bayern aufgrund eines hydrologischen Gutachtens prognostiziert und gewarnt – ohne Erfolg. Wir stellen uns deshalb die Frage: Wann finden wir Wege, wie wir auf die zunehmende Trockenheit reagieren, wie wir das Artensterben und die Zerstörung intakter Ökosysteme verhindern?
Zum anderen argumentiert Knauf, der Abbau von natürlich vorkommendem Gips müsse nun ausgeweitet werden, weil ab 2038 kein synthetischer „REA-Gips“ mehr anfällt. Dieser entsteht seit den 1980er Jahren als Nebenprodukt der Kohleverstromung und hat dazu geführt, dass Deutschland seinen Verbrauch an Gips in ca. 15 Jahren verdoppelt hat. Das Unternehmen nimmt bei seinen Planungen einen gleichbleibenden Gipsbedarf bis 2040 an, ohne die 10 – 16 Mio. Tonnen eingelagerten REA-Gips oder die Möglichkeit des Gipsrecycling zu berücksichtigen.
Dabei liegt die Lösung im bedachteren Einsatz von Gips und in seiner Wiederverwendung. Während in Skandinavien fast ein Drittel des Gipsabfalls recycelt wird, in Dänemark bis zu 80 %, liegt die Recyclingquote in Deutschland im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Gleichzeitig ist Gips als Baustoff nicht alternativlos. Es werden zunehmend natürliche Bau- und Dämmmaterialien wie Lehm, Holz und Stroh eingesetzt, die Gips an verschiedenen Stellen ersetzen können.
Unsere Folgerung lautet deshalb: Natürlich brauchen wir Gips. Aber bevor wir weiterhin „vorsorglich“ weite Teile der Bad Windsheimer Bucht abbaggern lassen, muss mehr in das Recycling von Gips investiert und sein Einsatz überdacht werden. Eine vorschnelle Ausweitung des bereits bestehenden Gipsabbaus nach dem Motto „weiter so, bis kein Gips mehr da ist“ (und kein Fleck unberührte Landschaft) lehnen wir deshalb ab. In den letzten Jahren wurde bereits in Ergersheim, in Markt Nordheim, Burgbernheim und bei Sugenheim gebaggert. Einen geplanten Abbau zwischen Bad Windsheim und Ipsheim hat die Kurstadt 2020 mit vereinten Kräften verhindert. Wie entscheidet sich das Heilbad als Gastgeber der Landesgartenschau heute?
Weitere Informationen:
Widerstand bei Sugenheim
https://www.br.de/nachrichten/bayern/knauf-erneuter-gipsabbau-geplant-buerger-wehren-sich,UIlaj7j
Wasserversorger in Unterfranken sieht Gipsabbau problematisch
Hintergrundinformationen
https://www.grueneliga.de/images/gips-broschuere_web.pdf